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Wien – Berlin – Westeros: Ein Reisebericht zur „Game of Thrones“-Exhibition

Selbst wenn man zur kleinen Gruppe der Abgeneigten oder Nicht-Schauer und Schauerinnen zählt, kann man nicht bestreiten: Die Serie Game of Thrones ist ein gewaltiges popkulturelles Phänomen, dessen Erfolg und Beliebtheit sich nicht leugnen lassen. Auch wir sind – wie jeden Frühling – im Game of Thrones-Fieber, wie unser Podcast Frühstück in Westeros und auch unsere Reviews mit Meinungs-Spiegel zu den aktuellen Folgen zeigen.

So konnten wir die Chance auch nicht verstreichen lassen, mit Sky (das ist der Sender, wo ihr die aktuelle Staffel hierzulande zeitgleich zur US-Ausstrahlung legal schauen könnt!) und etwa 50 anderen Fans in einem Luxus-Bus von Wien nach Berlin zu reisen, um auf der Game of Thrones-Exhibition einerseits zahlreiche Original-Requisiten und Kostüme zu bewundern, andererseits auch bei einigen interaktiven Attraktionen teilzunehmen und so in die vielfältige Welt von Game of Thrones einzutauchen. But first things first:

Mit Dany und den anderen in einer fahrenden Kiste nach Westeros

Mittwoch, 21.00 Uhr, hinter dem Wiener-Rathaus. Als wir zum Bussteig kommen, ist von dem angekündigten Luxusbus noch nichts zu sehen, wobei die Abfahrt auch erst um 22.00 Uhr geplant ist. Was wir allerdings erblicken, sind Menschen, die offenbar auch zu den glücklichen Gewinnerinnen und Gewinnern des Sky-Gewinnspiels gehören und dasselbe Reiseziel haben: Sie sind zu erkennen an T-Shirts mit Aufschriften wie „Valar Morghulis“, „Winter is Coming“, „Tyrion Lannister for President“, oder auch mit Abbildungen der Symbole der Adelshäuser von Westeros. Neben einem Kleid, auf dem die Karte von Westeros und Essos abgebildet war, erschienen zwei besonders tapfere Damen im Daenerys- und Sansa-Cosplay. Sehr hübsch – aber in Anbetracht der auf uns zukommenden neun Stunden Busfahrt nicht ganz nachvollziehbar. Dennoch: Ehre wem Ehre gebührt und wer schön sein will, muss leiden… so sagt man doch?

Essen, Essen, Essen und Goodies

Bevor die Fahrt endlich losging, wurden Lunchpakete und Goodie-Packs ausgeteilt und letzte Fotos gemacht. In den Goodie-Packs fanden wir neben Buttons zu allen Häusern auch ein T-Shirt, mit dem Motiv der GoT-Exhibition. Die Verpflegung umfasste ausreichend belegte Brötchen, Muffins, Süßigkeiten, Chips, Soletti und Getränke, dass man wohl ohne Übertreibung von einer Mästung sprechen kann. Das war allerdings nur die Spitze des Eisbergs, denn zur Frühstückspause gab es Kipferl und Croissants mit Nutella, Marmelade (in diesen netten kleinen Hotelbuffet-Portionierungen) und Kaffee. Die Betonung des Wortes liegt in Österreich übrigens auf der letzten Silbe (nur so am Rande, weil das teilweise bei unseren lieben deutschen Nachbarn anders ist). Während der Busfahrt wurde viel gefachsimpelt und nach kurzer Abstimmung ob die vierte oder die fünfte Staffel die lange Fahrt überbrücken sollte, landeten die Presse-DVDs mit den ersten vier Folgen der fünften Staffel im Player. Zeit für mich zu schlafen, denn nach Podcast, Sky Nights und Reviews habe ich die Episoden der fünften Staffel wirklich schon oft genug gesehen…

Winter is coming… in Berlin!

Als wir in Berlin aussteigen trifft uns zunächst der Schock. Durch die deutsche Bundeshauptstadt weht verglichen zum sommerlich-lauen Wiener Wetter der letzten Tage ein furchtbarer Eiswind! Gut, dann gibts eben das neue T-Shirt aus dem Goodie-Pack direkt über das bereits angezogene Shirt. Doppelt hält besser warm. Es ist mittlerweile etwa 8 Uhr, unsere Tickets zur Game of Thrones-Exhibition sind allerdings mit einem Timeslot ab 11.00 Uhr versehen. Wir müssen uns also irgendwie die Zeit vertreiben, was sich auf Grund des rauen nordischen Wetters wohl am besten in einem Café oder einem der üblichen Vertreter des amerikanischen Fast Food Imperialismus bewerkstelligen lässt.

„You know nothing!“

Wir schließen uns einer Gruppe mit Stadt-Plan am Handy an und finden eine nette Bäckerei, die trotz des Feiertags offen hat. Nachdem wir äußerst positiv von den beneidenswert niedrigen Preisen in Berlin überrascht sind (für den Preis von Kaffee und zwei Schoko-Croissants bekomme ich in Wien allerhöchstens den Kaffee!) geht die Fachsimpelei los. Schnell erkennen wir, dass wir in bester Jon Snow-Manier nichts wissen. Jon Snow ist auch das magische Stichwort, denn um ihn geht es in allererster Linie. Wer ist eigentlich seine Mutter? Und könnte er nicht der Zwilling oder zumindest ein Geschwister von [auf Grund von Spoilern nicht genannt] sein? Ist Ned Stark tatsächlich sein Vater? Und wie war das wirklich beim Untergang des Mad Kings? Wer war dabei? Wer hat überlebt? Wer brachte eigentlich wen um und könnte es sein, dass Tyrion [Spoiler]? Was spricht dafür, was spricht dagegen? Wie war das in den Büchern und wieso ist es in der Serie so? Wo machen solche Thesen Sinn und wo fangen die Verschwörungstheorien an? Weiß Autor George R.R. Martin die Antwort und was für Auswirkungen hätte es auf die Geschichte? Fragen über Fragen, die zumindest wir nicht beantworten können und die wir uns bis dahin auch nicht gestellt haben.

 

Die „Game of Thrones“-Exhibition

Die Exhibition selbst ist in der Arena Berlin untergebracht, die sich als ziemlich cooles Backsteingemäuer entpuppt. Nachdem wir die Halle betreten haben, gehen wir einen langen Gang entlang, der mit Porträt-Fotos von Arya, Melisandre und Co geschmückt ist. Beim eigentlichen Einlass müssen wir uns per E-Mail zunächst für eines der Game of Thrones-Häuser registrieren und bekommen einen Code. Dieser wird später zur Anwendung kommen. Danach wird schnell klar: Für die Attraktionen heißt es Geduld mitbringen, denn bis zu 30 Minuten Schlangestehen steht an der Tagesordnung. Zwischen den Attraktionen sind Original-Rüstungen, Kleider, Waffen und andere Requisiten aus der Serie ausgestellt. Die Wände sind geziert von Charakter-Porträts, Szenenbildern und den Wappen der Adels-Häuser. Zu den Attraktionen zählen der eiserne Thron, auf dem man selbst posieren kann, zwei Greenscreens, die uns entweder von Drachen verbrennen lassen oder zu White Walkern machen. Die Ergebnisse kriegen wir mit unserem Code per E-Mail.

„I am the watcher on the walls“ in 4D

Am aufregendsten ist aber die Fahrt mit dem Aufzug auf die Wall. Auf die Wall geht es in 4D mit Oculus Rift, was mein Herz höher schlagen lässt, hab ich dieses Wunderwerk der zukünftigen Wohnzimmerunterhaltung auf der Gamescom letztes Jahr doch verpasst und noch nie zuvor aufgehabt. Die Fahrt im 4-dimensionalen Lift, das heißt Kopfhörer, Oculus Rift, wackelnder Boden und Fahrtwind-Ventilator von oben, ist zwar nur kurz, hat es aber in sich. Während die Bildqualität – möglicherweise wegen meiner Brille? – zwar nicht optimal ist, zahlt sich das Schlangestehen aber allemal aus und noch in der nächsten Warteschlange habe ich ganz zittrige Beine von der wilden Fahrt!

Schlangestehen für einen Shop?

Vor Ort ist auch eine Zweigstelle des HBO-Shops, der Menschen, die über mehr als unser studentisches Budget verfügen, mit T-Shirts, Tassen, Taschen et cetera im Game of Thrones-Stil versorgen. Auch vor dem Shop ist eine längere Warteschlange, die mich letztendlich dazu veranlasst, mein T-Shirt Budget von knapp 30 Euro lieber in die Erkundung der deutschen Bundeshauptstadt zu investieren. Der Preis der Artikel liegt etwas über dem angegebenen Preis im Online-Shop, da man sich allerdings die gewaltigen Versandkosten erspart, hätte man beim Einkauf vor allem als Wienerin und Wiener ein paar Euros sparen können – eine Verlockung, der die wenigsten widerstehen konnten, wie die zahlreichen HBO-Shop-Sackerl (dt.: Tüte) im Bus bei der Rückfahrt beweisen.

Erkenntnisse über Berlin …

In der Exhibition waren wir ein bisschen länger als eine Stunde, danach konnten wir noch Berlin unsicher machen. Wir nutzten die Chance, um Verwandtschaft in Neukölln zu besuchen. Zitat von meiner Begleitung: „Hier sieht es ein bisschen aus wie in Ischl!“ Ob das gut oder schlecht ist und für Neukölln oder gegen Ischl spricht, sei dahingestellt. Auch bei diesem netten Ausflug sind uns vor allem die günstigen Lebensmittelpreise aufgefallen. Warum studieren wir eigentlich in Wien und nicht in Berlin? Zweifel bahnen sich an…

… und die Heimkehr nach Wien!

Die Heimfahrt verläuft schweigsam. Zur Verpflegung gibt es köstliche Bagels, sowohl vegetarisch als auch nicht, Softdrinks und wahlweise auch Bier. Es wird abgestimmt und die vierte Staffel Game of Thrones eingelegt, aber schon vor der ersten Fahrtpause nach etwa drei Stunden schlaft der Großteil des Busses, wie ein ermüdetes Kind nach einem aufregenden Tag in Disneyland oder eben Westeros und Berlin. Die Ankunft in Wien erfolgt zur frühen Morgenstunde und während ich diese Zeilen schreibe, freu ich mich auf das Seminar, in das ich gleich um 9.00 Uhr muss. Von der schönen Flucht nach Westeros holt mich der harte Uni-Alltag mit all seiner Didaktik, Linguistik und anderen Dingen, die nicht ganz so erfreulich wie Game of Thrones sind, wieder ein. Schön wars!

Besonderer Dank geht an das Team, das uns auf der Fahrt so herrlich umsorgt hat und uns alle – trotz dem einen oder anderen Drachen-Angriff – auch wieder heil nach Wien zurückgebracht hat!

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