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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 2

2001 kam der allererste Harry Potter-Film in die Kinos und ich begutachtete diesen wohlwollend auf der Leinwand. Ja, es war doch irgendwie auch noch ein Kinderfilm, aber die düsteren Zwischentöne, die stimmige Inszenierung und die feine Ausstattung samt den gelungenen Effekten konnten mich damals überzeugen. So wurde ich zwar nicht zum großen Fan des Zauberlehrlings und die Bücher habe ich geflissentlich ignoriert, aber für ein gesteigertes Interesse auf die kommende Fortsetzungen reichte es allemal.

Die Jahre vergingen. Der Hype wuchs. Weitere Romane der Saga erschienen. Die Filme folgten, mal besser, mal schlechter. Die Regisseure wechselten. Die Darsteller wurden älter. Die Effekte besser. Die Storylines immer erwachsener. Dumbledore alias Richard Harris verstarb. Die Einspielergebnisse wurden immer höher. Die Produktionsaufwändungen immer größer. Frau Rowling schwamm immer tiefer in ihrem sich kummulativ steigernden Geldvermögen. Und schließlich, schließlich sollte die erfolgreichste Filmreihe aller Zeiten (mit einem Gesamteinspielergebnis von ’schlappen‘ 6,3 Milliarden Dollar bis dato) zum fulminanten Abschluss in zwei Teilen gelangen.

Ich habe einen jeden Teil zumindest einmal im nächsten Lichtspielhaus begutachtet und ich konnte mich dabei stets darauf verlassen, ein zumindest solides Fantasy-Spektakel ohne große Enttäuschungen präsentiert zu bekommen. In manchen Fällen verweilte ich nach der Beschauung sogar regelrecht begeistert. 2011 bleibt die Erkenntnis, dass ich erstens seit der Premiere von Harry Potter und der Stein der Weisen ein alter Sack geworden bin und zweitens, dass ich vom Hornbrillenträger mit der zackigen Narbe auf der Stirn nie das Geld für das Kinoticket zurückverlangen wollte. Das ist schon einiges wert, wenn man bedenkt, wie konsequent dabei ein gewisses Qualitätsniveau gehalten werden konnte. Ach übrigens, Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 1 habe ich an dieser Stelle ausführlich behandelt.

„We can end this.“

Alles zaubert, alles kämpft…

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2 schließt nahtlos an den Vorgänger an. Harry Potter, Ron und Hermine sind weiterhin auf der Jagd nach den Horkruxen, die Teile von Lord Voldemorts Seele enthalten. Nur wenn diese zerstört sind, können sie Harrys Todfeind besiegen. Mit der Hilfe eines Kobolds brechen sie in die Bank Gringotts ein, wo sie zwar erfolgreich ihre Aufgabe erfüllen können, aber nur mit knapper Not auf dem Rücken eines Drachen entkommen können.

Inzwischen ist Hogwarts längst von den Todessern übernommen worden, die dort ein eisernes und brutales Regime führen. Harry und seine Freunde gelangen durch einen Geheimgang in die Schule für Hexerei und Zauberei, wo ein weiterer Horkrux versteckt sein soll. In der großen Halle kommt es zur Konfrontation mit Severus Snape, der nach einem kurzen Kampf jedoch flieht. Lehrer und Schüler bereiten sich auf den Angriff von Voldemort und seinen Schergen vor. Mächtige Schutzzauber werden gesprochen und die ersten Attacken abgewehrt, während Harry den gesuchten Gegenstand findet und auch zerstören kann. Doch noch ist der Dunkle Lord nicht geschlagen.

Nach einer großen Schlacht, die zahlreiche Opfer fordert, zieht er sich mit den Todessern in den verbotenen Wald zurück. Er fordert Harry Potter selbst heraus, sich ihm alleine zu stellen. Nachdem Harry Überraschendes und Schmerzliches über sein wahres Schicksal erfahren hat, entscheidet er sich für die finale, unvermeidlich tödliche Konfrontation mit seinem Erzfeind. Doch der Tod ist nicht das Ende…

„Harry. Be safe, be strong.“

Viel Epik und viel Drama

Ja, hier geht es zur Sache. Während in Teil 1 noch atmosphärische Momente, eine ruhigere Dramaturgie und sorgfältige Figurenzeichnung bestimmende Elemente waren, so ist Teil 2 in erster Linie ein bombastisches Schlachtegemälde, das sich um und in Hogwarts entfesselt. Spritzende Zauberstäbe, magische Explosionen, kämpfende Heerscharen und dazu ein ziemlich hoher Bodycount reißen einen in actiongeladenen Bildern doch ganz schön mit. Arg viel Zeit für Dialoge, Erklärungen oder Raum für die Protagonisten bleibt da größtenteils nicht, aber gut, nach 6 1/2 Filmen sollte das wohl schon irgendwie klar sein, wer wer ist und worum es geht.

Wobei das nicht heißt, dass die Geschichte auf der Strecke bleibt. Zwischen den aufgeregten Sequenzen verweilt die Inszenierung immer wieder in notwendiger Zurückhaltung für das Erzählen selbst. Nun finden endlich alle Handlungsbögen ihren Abschluss. Dies passiert oft genug mit dem ganz großen Drama und mit zahlreichen überraschenden Wendungen. Besonders was Dumbledore, Snape und natürlich auch Harry betrifft, denn selbst ein abgebrühter Filmkenner wie ich hätte da einiges doch nicht ganz so erwartet. Aber alles ergibt in sich eine konsequente Schlüssigkeit, die von der klugen Durchdachtheit dieser epischen Geschichte in ihrer Gesamtheit zeugt. Gerade bezogen auf die Figur des Severus Snape, macht der Film in Sachen Emotionalität sehr viel richtig und wenn man doch auch etwas mit dem Herzen dabei ist, kann man sich zumindest einen Seufzer hie und da doch nicht ganz verkneifen.

Allerdings will die Balance zwischen fulminanter Action und stillerem Drama nicht immer ganz funktionieren. So sterben unter anderem viele wichtige Charaktere abseits der Kamera, was einen mit einem etwas unbefriedigenden Gefühl zurücklässt, wo man gerade da gerne mehr gesehen und erfahren hätte. Auch hätten die aufwändig getricksten Schlachtengemälde hie und da etwas mehr zeigen können. Wütende Trolle oder bösartige Riesenspinnen tauchen manchmal ebenso schnell im Getümmel auf, wie sie wieder verschwinden. Trotz der Aufteilung auf zwei Teile wäre gerade im Finale etwas mehr in mehrfacher Hinsicht auch mehr gewesen.

„Only I can live… forever.“

Die Toten und der Tod

Wenn dieser Film ein grundsätzlich bestimmendes Motiv hat, so ist dies die Auseinandersetzung mit dem Tod, mit dem Sterben und sogar mit einem möglichen Leben danach. Der Krieg der Zauberer fordert auf beiden Seiten zahllose Opfer und selbst beste Freunde Harrys bleiben nicht verschont. Das Schlimmste was den Lebenden passieren kann, ist der endgültige Verlust eines geliebten Menschen. All die Tragik und all der Schmerz darin, wird hier gezeigt. Das dies gerade in einer Fantasy-Erzählung wie dieser so deutlich zum Tragen kommt, ist doch etwas erstaunlich. Aber gleichzeitig ist es auch konsequent, denn zum Erwachsenwerden, und ums Erwachsenwerden geht es ja bei Harry Potter und zwar auch mit allen Irrungen und Wirrungen dabei, ist dies eine der bittersten Lektionen, die man irgendwann begreifen muss.

Wie schon oft zuvor zeigt Frau Rowling dabei aber auch (wieder) genau das, was den Menschen erst zum Menschen macht, nämlich seine Vergänglichkeit und um wieviel bedeutender daher die kostbaren Momente davor sind. Interessanter Aspekt im Grunde dabei, dass Lord Voldemort als Antagonist seine eigene Sterblichkeit nicht anerkennen will oder kann. Solidarität, Freundschaft, Loyalität, Liebe, Treue, Aufopferungsbereitschaft, Wahrhaftigkeit: es sind schon sehr edle und hohe Ideale, die da in der Geschichte beschworen werden. Aber es geht auch darum, sich seinen eigenen Ängsten zu stellen und gemeinsam Gefahren zu überwinden. Möglicherweise gehört dies daher zu den besseren Dingen, die gerade Kinder lesen und sehen sollten.

„What brings you here Potter?“

7 / 10

Fazit von Spenz


Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2 darf also durchaus sehr empfohlen werden. Ich war jedenfalls nicht enttäuscht nach meinem Kinobesuch und empfand die gesamte Saga als recht gelungen abgeschlossen. Schauspielerische Leistungen, Effektqualität, Ausstattung, musikalische Untermalung, Handlungsverläufe und Inszenierung begeistern durchwegs. Alles wirkt in sich stimmig und rund. Epische Schlachten finden wir hier ebenso vor, wie starke emotionale Momente, in der die Figuren und ihre Geschichte im Fokus sind.

Allerdings will sich bei mir dann doch nicht die ganz große Begeisterung einstellen. Die Balance zwischen den verschiedenen Elementen funktioniert doch nicht immer ganz ideal. Irgendwie scheint desöfteren der letzte entscheidende Funke zu fehlen. Wo Teil 1 vom Abschluss der Saga phasenweise etwas zu zäh wirkte, ist Teil 2 dann wieder ein klein wenig zu hastig.

Insgesamt betrachtet, waren die Harry Potter-Filme für mich allerdings nie das ganz, ganz große Kino, so sehr ich das Fantasy-Spektakel auch in den besten Momenten zu schätzen wusste. Aber wenn man mal die gesamte DVD-Dox mit allen Teilen erstehen wollte, so ist gewisslich auch kein Fehlkauf gemacht. Die erfolgreichste Spielfilm-Reihe aller Zeiten kann insgesamt ein relativ anspruchsvolles Niveau halten und oft genug stimmt der reine Entertainment-Faktor mit dem entscheidenden Maß an Tiefe. Die kleine Sensation am Rande ist übrigens, dass das gesamte Darsteller-Ensemble (fast) durchgehend über so viele Jahre hinweg ihre Rollen verkörperten. Dies ist wohl einzigartig in der Film-Geschichte.

Ja, es war eine lange Reise. Ja, auch das Ende stimmt. Na dann, Harry…

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