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True Blood – Staffel 3

Fans und mögliche zukünftige Fans oder demnächst ehemalige Fans (hint!) von True Blood können sich hier auf Kinofilme.com über die erste und die zweite Staffel an dieser Stelle und an dieser Stelle ausführlichst informieren. Nichtkenner sollten daher was das Schauen und das Lesen angeht, nicht unbedingt mit diesem Artikel hierig anfangen. Jedenfalls hat der (meistens) so wunderbare US-amerikanische TV-Sender HBO im Jahre 2010 die dritte Season der Vampir-Saga aus den Südstaaten dem geneigten Publikum dargeboten und erst kürzlich im September lief die letzte Folge der Vierten in Übersee. Die Nächste ist jedenfalls auch schon fix.

Meine Wenigkeit war ja von True Blood ein ganz großer Fan der allerersten Stunde. Machart, Setting und Darsteller konnten auch mit den wunderbaren Drehbüchern fast gänzlich überzeugen. Umso mehr freute ich mich daher auf die Beschauung der dritten Season, die wiewohl schon seit einiger Zeit auf DVD und Blu Ray zu erstehen ist, respektive gerade aktuell im deutschen TV (mit einer gar grottigen deutschen Synchronisierung) zu sehen ist. Nun habe ich mir also alles zu Gemüte und ich muss leider, leider sagen, dass wir es hier mit einer ganz üblen Enttäuschung zu tun haben.

„For the love of God – vampires nothing but sh*t.“

Vampirkönige jammern und Werwölfe sterben

Der Vampir Bill wird von Werwölfen entführt, die ihn in den herrschaftlichen Unterschlupf des blutsaugenden Königs von Mississippi, Russell Edgington, bringen. Russell betreibt dabei einerseits ein Intrigenspiel um die Vampirkönigin Sophie-Anne zur Heirat zu zwingen, aber gleichzeitig will er auch mehr Informationen betreffend der ominösen Sookie, die inzwischen einen gewissen myseriösen ‚Ruf‘ in der Nation der Untoten hat. Sookie selbst sucht natürlich gänzlich verzweifelt nach ihrem Geliebten. Eric verfolgt auch seinen Plan und versucht sich ihrer anzunähern, aber auch sie vor drohenden Gefahren zu schützen. Sam findet indessen seine wahre Familie, die ebenso heruntergekommen wie opportunistisch ist, indem sie ihren zurückgekehrten Sohn auszunutzen versucht.

Sookies Bruder Jason versucht sich inzwischen als Cop, was ihm aber nicht so recht gelingen will. Dafür verliebt er sich zur Abwechslung mal. Tara gelangt in die Fänge eines psychopathischen Vampirs, der glaubt in sie verliebt zu sein. Lafayette erfährt einen heftigen V-Trip und darf sich nebenbei verlieben. Jessica muss sich einer Leiche entledigen und liebt noch immer den, den sie zuvor geliebt hat. Und irgendein Werwolf liebt auch noch Irgendeine, die aber ihn nicht mehr liebt. Feen kommen auch vor. Viel Gewalt. Sex. Blut. Verrat. Tod. Das Übliche…

„I don’t know what I expect – trash is as trash does.“

Ein beliebiger Misthaufen

Ach herrje, was ist nur aus meinem geliebten True Blood geworden? Ja, die Serie hatte schon immer gewisse Problemchen und Schwierigkeiten, aber die dritte Staffel ist wirklich eine Enttäuschung von der ersten Folge an. Es ist schlicht alles zuviel des Guten. Zuerst einmal wird das ohnehin schon üppige Figureninventar um sage und schreibe annähernd 30 Charaktere (!) erweitert, die allesamt in den ersten beiden Episoden reingestopft vorgestellt werden und bis auf einige frühzeitige Ausscheidungen bis zum Finale hin  kleinere oder größere Rollen spielen. Mit dazu kommen freilich zig neue Handlungsstränge, während sich die bereits Bekannten bis zur Endlosigkeit immer weiter zerfasern. Andere sind nur für wenige Folgen relevant und verschwinden dann plötzlich. Und natürlich muss es jedesmal das ganz große Drama sein. Die große Liebe, der brutale Tod, die schreckliche Enttäuschung, der schlimme Betrug, die furchtbare Lüge, der unerwartete Verrat… Weder die Geschichte noch die Figuren können dann noch in sich schlüssig sein oder überzeugend glaubhaft. Alles verkommt alles zu einer formlosen Beliebigkeit, die einen ob des stets gewollten Übermaßes nur allzu schnell langweilt. Gefickt und gekillt wird schlicht auch schon zuviel. Und irgendwann hält man das ständige Geflenne auch nicht mehr aus.

Wobei man teils ohnehin nicht mehr so wirklich mitbekommt, wer jetzt was und warum tut. Zum Beispiel versteht man irgendwann nicht mehr, warum die gute Sookie nach wie vor einen velogenen Massenmörder liebt, der sie so nebenbei auch fast umgebracht hätte und bei allem Gefasel davon, wie sehr er sie nicht beschützen will, ständig in Gefahr bringt. An Bill versteht man nicht mehr, warum er zuvor so konsistent in seinen Überzeugungen und in seinem Streben betreffend dargestellt wurde (Stichwort ‚Mainstreaming‘), nun aber die Seiten wechselt, wie es ihm gerade passt, seine ‚große Liebe‘ Sookie hintergeht und dem fröhlichen Killen, dem er ja so hochheilig abgewschworen hat, nun wieder recht genussvoll frönt. Wo sind da noch die glaubwürdigen Motivationen? Überhaupt bleibt nach dem Finale von True Blood Season 3 eigentlich kein Charakter mehr über, den man noch recht mögen könnte, denn schließlich mutieren alle zu verlogenen Mördern, die gerade Letzteres nicht ganz ungern tun und dann auch gerne mehrfach. Ich gebe den Drehbuchautoren die Schuld. Sie wollen gewollt stetig Drama und Spannung bedienen und verbiegen daher die Figuren, wie es eben gerade irgendwie in ihr Konzept passt. Nur wenn man zwischen all den hastig erzählten Handlungssträngen etwas zum Nachdenken kommt, erkennt man schnell, wie bemüht, gezwungen und recht zufällig sich alles um jeden Preis zusammenfügen will.

„There’s werewolves? Big Foot, is he real, too?“

Ein Abgesang an die Werwölfe

Ich liebe Werwölfe. Für mich sind diese klassischen Horror-Monster noch um ein bedeutendes Stück cooler, als Vampire, auch wenn die schon ziemlich cool sein können. Dummerweise werden die Werwölfe in der Popkultur oftmals recht uncool dargestellt. Die dritte Staffel von True Blood ist wirklich der Gipfel der Uncoolness, was Werwölfe betrifft. Die können nämlich garnichts. Kaum sieht man einen Werwolf, kann man sich schon sehr sicher sein, dass dieser sehr schnell eines grausigen Todes durch einen Vampir erleiden wird. Auch sonst sind sie eher eine minimale Bedrohung für Leib und Leben jedwedes sterblichen und unsterblichen Wesens. Die Werwölfe sind auch nicht viel mehr als Wölflein mit glühenden Augen. Sieht irgendwie nett aus, bringt ihnen aber nichts. Schon garnicht gegen Vampire. Angeblich werden die Werwölfe stärker, wenn sie Vampirblut trinken, das hilft aber ganz offensichtlich auch so gut wie nix. Also sterben sie wieder. Der gute Bill hat mit einem ganzen Rudel kein Problem. Also daher die Frage: was können Werwölfe eigentlich, außer sich verwandeln und sterben? Es gibt andere, wesentlich ‚realistischere‘ Settings, in denen Werwölfe kurzen Prozess mit Vampiren machen oder gar ein Rudel derselbigen die untoten Blutsauger ganz, ganz alt aussehen lassen. Aber nein, hier sind die Werwölfe schwächliche, erbärmliche, schnell sterbende Schoßhündchen der Vampire, die zwar nicht ihren Speichel lecken, aber für ein bisschen Blut praktisch deren Gesäße dezent umschmeicheln. Da zweifelt man auch schnell das Urteilsvermögen von uralten Vampirkönigen an, die  aus unerfindlichen Gründen offensichtlich die größten Pfeifen unter den Übernatürlichen als Leibwächter rekrutieren.

Viel schlimmer noch ist aber etwas ganz anderes. Eine Todsünde für mich in der Darstellung von Werwölfen ist diejenige welche, dass ihnen seit einigen Jahren gerne kaum oder garkeine Behaarung in menschlicher Gestalt erlaubt wird (Stichwort Twilight). Nun wissen wir ja alle, dass in der Popkultur das männliche Wesen um als Projektionsfläche zu funktionieren bevorzugt in rasierter Form anzutreffen ist. Ein Trend, den wir hauptsächlich Boygroups aus den 90ern zu verdanken haben (Oh, ihr goldenen 80er Jahre!), die in ihrer ästhetischen Glattheit für mehr Konsum bei heranwachsenden Frauen respektive Mädchen zu sorgen haben.  Diesen massenmedial aufoktruierten Unfall der Postmoderne, wie ich ihn nennen will, setzt sich nun dummerweise auch in der bildlichen Darstellung von Werwölfen fort. Das geht aber nicht. Das geht garnicht. Eine blutrünstige, animalische, primitive Bestie schert sich einen Dreck um einen enthaarten Hintern oder Rücken oder eben der öfter sichtbaren Brust. Jetzt dürfen die True Blood-Werwölfe immerhin im Gesicht etwas wuscheliger sein (ganz im Gegensatz zu Twilight), was immerhin ein Anfang ist, aber wenn man bedenkt, dass im Grunde Bill mit seinem flaumigen Brüstlein mehr von seiner wilden Natur zur Schau stellt, als rudelweise Werwölfe, dann entlarvt sich die Serie als dezent lächerlich, wenn sie ihre Fiktion auch nur irgendwie (noch) ernstnehmen will. Mal abgesehen von der ungenutzten Möglichkeit eines subversiven Widerstands gegen vorherrschende popkulturelle Mainstream-Normen in der Darstellung des männlichen Körpers als nicht mehr geglättetes und bereinigtes Objekt (aber das nur so nebenbei).
True Blood und Werwölfe: Epic Fail!

„Mine is the true face of vampires!“

Das einzige Highlight

Ist nun alles schlecht an True Blood Season 3? Nein, es gibt noch einen wirklich erwähnenswerten Neuzugang und zwar den Vampir-König von Mississippi mit Namen Russell Edgington. Der wird ganz wunderbar süffisant, intrigant und herrlich bösartig von Denis O‘ Hare (21 Gramms, Charlie Wilson’s War) dargestellt. Ihm sieht man seinen Spaß an der Rolle sichtlich an. Er ist der Hauptantagonist in der gesamten Staffel und darf in so einigen, sehr schönen, sehr fiesen Szenen auftreten. Meine wenigen Lacher waren zumindest auf seiner Seite und unterm Strich bleibt er für mich das einzige Highlight. Ja, der eine oder andere Charakter-Moment für den einen oder anderen Charakter war auch nicht so übel, aber jeder davon bekommt so viele miese Momente im Gegenzug spendiert, dass einem selbige schlicht egal werden und bleiben.

4 / 10

Fazit von Spenz

True Blood Season 3 ist für mich durch die Bank eine einzige Enttäuschung. Zu schnell begann ich mich zu langweilen, zu schnell wurden mir die Charaktere egal. Die gewollte Spannung und das aufgesetzte Drama funktioniert nach nur wenigen Folgen garnicht mehr. Das aus allen Nähten platzende Figuren-Inventar lässt sich kaum noch überblicken. Gleichzeitig verschwinden glaubwürdige Motivationen, Zufälle werden bemüht und die Beliebigkeit regiert. Die Drehbuchautoren haben in die Handlungs-Stränge völlig überfrachtet, sie zerfaseln lassen und am Ende hält einen als Zuschauer nichts mehr wirklich bei der Stange. Selten waren mir Cliffhanger und ein Staffel-Finale so egal wie in diesem Fall.

Im Grunde ist es doch recht ärgerlich, dass eine bisher so gute Serie in ihrem Potential so verschwendet wird. Nun, der Produzent und Schöpfer Alan Ball hat dies bei seinem vormaligen HBO-Hit Six Feet Under (2001-2005) in fast gleicher Weise getan, also sollte es einen nicht unbedingt wundern (wenn er dafür im Gegenzug eine ganz wunderbare letzte Staffel und ein noch viel wunderbareres Finale vollbrachte). Einen hohes Qualitätsniveau über Jahre hinweg beizubehalten ist offensichtlich keine so einfache Sache…

Und das mit den Werwölfen werde ich ihm nie verzeihen!

DVD-Extras:

Die Extras sind mit Audiokommentaren, Featurettes und Dokus wieder recht ordentlich, aber das ist wohl egal, da ich den Kauf der DVD/Blu Ray ohnehin nicht empfehle.

PS: Kenner sollten wissen, dass True Blood inzwischen auf fast schon unverschämte Weise das Pen & Paper-Rollenspiel-Setting der World of Darkness von der Firma White Wolf ausplündert. Eigentlich sollte HBO Lizenz-Gebühren bezahlen, was das betrifft.

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