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King Kong

Unlängst… habe ich mir King Kong auf DVD zu Gemüte geführt, also genauer gesagt das Remake von Peter Jackson aus dem Jahre 2005. Das Original von anno 1933 ist ja bekanntlich einer der ganz, ganz großen Filmklassiker und war nicht zuletzt aufgrund der bahnbrechenden Stop&Motion-Technik für die Animation des Riesenaffens einer der ersten spektakulären Effektfilme. Über die Jahrzehnte hinweg gab es so einige Fortsetzungen und Neuverfilmungen (viele mehr schlecht als recht) sowie zahlreiche Gastauftritte von King Kong in diversen japanischen Monsterfilmen. Oft sprach Herr Peter Jackson in Interviews davon, dass ihn das schwarzweiße Original unglaublich begeisterte und er nicht zuletzt deshalb überhaupt in die Filmbranche eintreten wollte. Nach seinem spektakulären Erfolg als Regisseur für die ‚Herr der Ringe‘-Trilogie war es im Grunde nur mehr eine Frage der Zeit bis ihm ein großes Hollywood-Studio eine Neuauflage von King Kong finanzieren würde. So nebenbei erhielten er und seine Frau Fran Walsh (die am Drehbuch beteiligt war) die Rekordgage von 20 Millionen Dollar, was bis dato in der Filmindustrie auch relativ einzigartig war.

“Ladies and Gentlemen… I give you… KONG! THE EIGHTH WONDER OF THE WORLD!“

Große Erwartungen

Die Trailer zur Kinostart einige Monate zuvor waren cool. Erste, kurze Ausschnitte im Fernsehen wirkten spannend. Der feine Cast mit dem singenden und schauspielenden Multitalent Jack Black (der irgendwie sogar vom Aussehen her an Orson Welles in seinen besten Tagen erinnerte), der ansonsten immer sehr tollen Naomi Watts, dem Oscar-Preisträger Adrien Brody sowie dem irgendwie für Genre-Filme spezialisierten Thomas Kretschmann (alleine seine Performance in Blade 2 war beeindruckend) und nicht zuletzt Andy Serkis, dem mimischen Genie hinter Gollum, als King Kong im Motion Capturing-Anzug wirkte vielversprechend. Klarerweise war für die Special Effects die neuseeländische Firma Weta Workshop verantwortlich, die für Herr der Ringe nicht zuletzt mit den zig Kostümen, Sets, Props etc. gezeigt hat was sie konnte. Somit machte ich mich bereit zur freudigen Beschauung und meine Erwartungen waren dementsprechend hoch…

“Will there be boobies?“

Große Langeweile

Dementsprechend groß schließlich die Enttäuschung. Klar, umwerfende Effekte, reichlichst vorhanden und perfekt animiert, aber erstens ermüdet die ganze SFX-Hascherei mit der Zeit außerordentlich (digitale Sonnenuntergänge am laufenden Band inklusive) und zweitens neigt der Film dezent zu einem visuellen Overkill, wo man vor lauter Pixel eigentlich nicht einmal mehr wirklich sieht, was sich gerade im Frame abspielt (ganz besonders bei den vielen Dschungelsequenzen). Zwar erspart sich der gute PJ einiges an wirklich lächerlichen Szenen mit vermeintlich lustigen Witzchen wie aus Herr der Ringe bekannt und nimmt die Story und die Figuren daher größtenteils recht ernst (im Sinne eines entsprechenden Respekts zum Original), aber dafür wirken manche Elemente und Sequenzen schlicht unfreiwillig lächerlich oder einfach nur plump bis unlogisch. Die Stampedeszene in der die tapferen Männern vor den strunzdummen Pseudobrontosaurier weglaufen soll zwar recht spektakulär sein, aber wie geschickt unsere Helden zwischen den fetten Beinen der Viecher herumlaufen ohne zerquetscht zu werden, nebenbei noch Pseudoraptoren erschießen und sogar über ein zusammenbrechendes Plateau hinwegeilen (und das alles gleichzeitig!) ist ja, naja… wenig spannend eigentlich. Alles irgendwie eher recht fad und belanglos.

Dies gilt eigentlich für die meisten ach so wahnsinnig unglaublich aufregenden Sequenzen, die eher zweitklassig daher kommen. Einfach zu viel an visuellem Overkill, kaum atmosphärische Spannung, interessante oder zumindest spannende Zwischentöne. Alles wird immer direkt in die Kamera geknallt und dem Zuschauer mit dem Holzhammer ins Auge gejagt. Fast möchte man meinen, Mr. Jackson will den Zuschauer ständig zu verbalen Ausbrüchen hingerissen sehen, die wohl in der Form wie folgt ausfallen sollten: „Oh! Wow! Schau! Die geil animierten Saurier! Wahnsinn! Die superspannenden Verfolgungsjagden! Uh! Die vielen bösen, bösen menschenfressenden Viecher! Überall! Da kann es kein Entkommen geben! Einfach unglaublich!“ Naja, zumindest bei mir gab es da eher das eine oder andere Gähnen mit Rufzeichen. Natürlich funktioniert hier und da mal das Spektakel, aber eben immer nur Spektakel ohne etwas leisere Substanz macht schnell müde.

“No! I said no! That’s all there is. There isn’t anymore.“

Große Darsteller

King Kong selbst sieht freilich supertoll aus und dürfte neben Gollum der wohl bestanimierteste Charakter der bisherigen Kinogeschichte sein, aber irgendwann lässt einen der bepelzte Berg dann reichlich kalt und phasenweise driftet die Figur ins vollkommen Lächerliche ab. Vor allem das romantische Zwischenspiel auf dem zugefrorenen See hat bei mir genervtes Zähneknirschen verursacht.

Aber abgesehen davon wirken trotz dem Übermaß an Effekten die menschlichen Darsteller (meistens) relativ glaubwürdig in ihren Rollen. Vor allem die werte Naomi Watts schafft es sehr zu überzeugen, auch wenn ihr Spiel stellenweise zu perfekt wirkt. Wobei im Laufe der Handlung verkommt sie doch auch etwas zu sehr zum schreienden, laufenden und weinenden Frauchen, dem kein ordentlicher Satz mehr gegönnt ist. Die Szene mit ihrem Getanze vor dem großen Affen wird wohl auch nicht in die Annalen der Kinogeschichte eingehen. Jack Black schrammt zwar irgendwie knapp an einer Fehlbesetzung vorbei und in humorvollen Rollen kommt er auch besser rüber, aber seine Leistung ist zumindest solide. Adrien Brody hat auch seine Momente, scheint dann aber irgendwann zwischen digitalen Monstern zu ersticken.

“Actors. They travel the world, all they ever see is a mirror.“

Großes Spektakel

Das an sich gewitzte Design der Monster im Retrostyle, im Sinne diverser Pulp-Geschichtchen, hat schon einiges und wirkt stimmig. Dummerweise ist es aber auch hier wieder ein Zuviel des Guten, besonders in den ganz besonders aufwändigen Action-Szenen. Mir kam es ja so vor, als wären die CGI-Grafiker knapp davor gewesen gleich ein Dutzend von V-Rex-Sauriern auf King Kong loszulassen, als hätten drei nicht schon genügt. Irgendwie stellt man sich da Peter Jackson bei einer Arbeitssitzung mit der Film-Crew wild gestikulierend und laut rufend vor: „Mehr! Größer! Spektakulärer!“ Ja eh, aber halt dann doch eben irgendwie… naja. Die Schaukelszene in den Riesenlianen mit den Dinos… argh…

Die einzig wirklich coole Szene die mich kurzzeitig richtig überzeugen konnte, war, als die Monsterinsekten eifrigst die Crew dezimierten. Vor allem die gefräßigen Würmer sahen spitze aus. An sich ja eine einfache Horrorszene mit nicht mal wirklich originellen Monstern, also eher aus der B-Liga, aber sie so teuer animiert gefällt das einfach. Auch wenn dann freilich wieder gar viele Kakerlaken auftauchen und Mr. Brody durch einen überaus geschickten Schiffsjungen per Maschinengewehr mit geradezu chirurgischer Präzision von den Mistviechern befreit wird. *hüstel*

“Monsters belong in B movies.“

4 / 10

Fazit von Spenz

Natürlich, am Fernsehschirm wirkt der Film sicherlich bei weitem nicht so spektakulär wie im Kino. Aber die wirklich großen und tollen Filme wachsen einfach über das noch so beschränkte Format hinaus (mit Ausnahme von Handy-Displays vielleicht). Freilich, der Film ist grundsolide produziert, hat seine Momente, wirkt teilweise richtig spektakulär… aber am Ende bleibt ein sehr fader Nachgeschmack und wenn ich noch dazu bedenke wie oft ich vorgespult hab (selbst bei Effektszenen) weil‘s mir schlicht zu langweilig wurde, dann sagt das wohl einiges über die Qualität des neuen King Kongs aus. Im Grunde killen der SFX-Overkill und die permanente Spektakelhatz den Film. Zuviel ist oft eben wirklich zuviel. Somit hoffe ich, dass der gute PJ nicht wieder in einem seiner nächsten Filme mit MEHR! GRÖSSER!! SPEKTAKULÄRER!!! cineastisch zu punkten probiert, weil so langweilt er eigentlich nur und außerdem heißt teurer und größer noch lange nicht besser.

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