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Transformers

Kurz zur Vorgeschichte: Transformers waren dereinst kleine Plastikroboter von Hasbro, die sich in Autos, Flieger und allerlei technisches Krimskrams transformieren konnten. Mit denen wurde in den 80er heftig Kohle gescheffelt, weil kleine Buben das Zeug einfach cool fanden. Dazu gab‘s noch ein paar Zeichentrickserien, Comics und sogar einen Feature-Film (mit Orson Welles als Synchronsprecher!). Das volle Merchandising-Programm also, wie wir‘s ja auch von He-Man und Co kennen. Die Hintergrundgeschichte von sich rivalisierenden Maschinenwesen in Form der guten Autobots und der bösen Decepticons, die vom fernen Planeten Cybertron stammen, formte sich speziell in den Comics zu teilweise recht komplexen Handlungssträngen mit zahlreichen (primär mechanischen) Charakteren und deutlich düsteren Untertönen, die alles andere als infantil daherkamen.  Hie und da gab sich dabei sogar ein richtig guter Zeichner die Ehre. Natürlich war ich annodazumals als kleiner Bub ganz hin und weg von den extraterrestrischen Blechkriegern.

Regisseur Michael Bay (Armageddon, Bad Boys, The Rock, Pearl Harbor… alles Gurken in meinen Augen) hat sich den guten Transformers mit der tatkräftigen Unterstützung der Produzenten Jerry Bruckheimer und Steven Spielberg angenommen und mehrfach wurde der Film als einer der ganz großen Blockbuster-Hits dieses Jahres (bzw. Sommers) angekündigt. Nach einem fulminanten Einspielergebnis sind jetzt übrigens schon zwei Fortsetzungen fix. Insofern ein voller Erfolg. Insgeheim hegte ich vom ersten Trailer an die Hoffnung auf ein großes Effekt- und Actionspektakel, das auch der (in Teilen guten) Vorlage gerecht werden würde, wobei freilich der Name Michael Bay meine Erwartungen deutlich dämpfte.

„That’s stupid. That was a stupid line. ‚There’s more than meets the eye with you.‘ Stupid.“

Der Triumph der Hirnlosigkeit

In meinen leisen Befürchtungen wurde ich nicht enttäuscht. Vielmehr in gar grausamer Weise bestätigt. Transformers ist definitiv ein „Triumph der Hirnlosigkeit“ (O-Ton Die Zeit). Soviel an Dämlichkeit hab ich eigentlich in noch keinem Film so konzentriert vorgefunden.

Die Handlung löst sich fast vollständig in Bedeutungslosigkeit auf (somit erspare ich mir hierig auch eine Zusammenfassung selbiger), die menschlichen Figuren sind nur noch zu witzelnden Sidekicks und zu schwitzenden Actionschablonen verkommen. Die weiblichen Protagonistinnen (obwohl eigentlich eh nur eine, nämlich Megan Fox) freilich nicht mehr als einsilbige Wichsvorlagen (sorry, Ladies). Witze schmeißende Afroamerikaner in Uniform und freundliche Araber, die mit ihren Ballermännern aus dem Kleiderschrank die nette Army unterstützen, inklusive. Zudem sind die Charaktere fast immer unglaubwürdig, besitzen keine echte Motivation, dürfen sich nicht entwickeln und agieren gerade  irgendwie so, wie es in die jeweilige Szene mehr oder weniger passt. Wie ferngesteuerte Puppen für ein saudummes Skript und somit künstlicher als die Maschinen aus der digitalen Retorte.

Die meisten Gags sind vorhersehbar, lächerlich oder schlicht grausig schlecht. Sämtliche Klischees und Plattitüden werden im Minutentakt abgeklappert. Die Dialoge sind eigentlich nur noch alibimäßige Zeitfüller zwischen den KABUMM- und SFX-Szenen. So nebenbei wird auch noch die Amerikanische Armee verherrlicht, Product Placement bis zum Umfallen betrieben (alle Autobots verwandeln sich in Karren von General Motors) und die politische Elite wird schön einfach in dumme Weicheier oder pumpgunschwingende Macher eingeteilt. Von fehlender Innerer Logik und dem Gipfel an Inkohärenz ganz zu schweigen.  

„Kinda like the itty-bitty Energizer Bunny from hell, huh?“

Die Lobby der Gehirn-Desintegrierer

Mir kommt es manchmal so vor, als wolle die Blockbusterindustrie aus Hollywood testen, mit wie viel an unverschämten Blödsinn das Publikum noch bombardiert werden kann. Man hält den gemeinen Kinobesucher offenbar (nicht ganz zu Unrecht) für dermaßen apathisch, dass selbiger selbst den hirnlosesten Wahnsinn lachend und begeistert akzeptiert, solange nur genug in die Luft fliegt und jedes nur erdenkliche Klischee mit größtmöglichen Simplizismus vorverdaut präsentiert wird. Substanzloser Müll auf Zelluloid, der über die dumpfe Masse drüber gekippt wird, mit der Erwartung, dass alles auch dankbar gefressen wird. Bedenklich eigentlich.

Vor allem bin ich mir ja dabei sicher, dass derlei Produktionen mit besseren Drehbüchern sehr wohl auch sehr gut funktionieren würden, bei Kritik und Publikum. Ich erwarte mir da natürlich keineswegs hochintelligentes, anspruchsvolles Kinovergnügen, aber man denke bitte allein an die Filme von James Cameron. Terminator 1 und 2? Aliens? Geniale Actionmeisterwerke mit hervorragenden Effekten und erstklassiger Story, schön ausgearbeiteten Charakteren. Wo gibt‘s sowas heutzutage noch? Selbst der Brutalo-Trash Running Man und zig andere Produktionen aus den 80er Jahren wirken wie Shakespeare im Vergleich zu Transformers. Ja sogar Masters of the Universe mit Dolph Lundgren als Adaption einer Spielzeug-, Comic- und Zeichentrickvorlage erscheint im qualitativen Gefälle wie ein Citizen Kane.

„Ooohh… Megatron melting!“

Die Effekt-Ekstase

Und trotzdem sollte man Transformers irgendwie doch gesehen haben. Einerseits wohl als abschreckendes Beispiel dafür, auf welch erschreckende Weise man das Medium Film verkommen lassen kann. Aber andererseits muss man zugeben, dass die Effekte wirklich atemberaubend sind. Im Gegensatz zu einem Haufen anderer völlig überteuerter Popcornfilme sieht man hier wirklich jeden Dollar, der in die Special Effects investiert wurde. Hier ist nichts mehr unglaubwürdig, hölzern oder zu künstlich animiert. Das ist die reine, die absolute digitale Perfektion. Und die wird teils spektakulär in Szene gesetzt. Gleich die Eröffnungssequenz, in der ein einzelner Decepticon eine Army-Base in der nächtlichen Wüste zerstört, wirkt umwerfend. Mehr als einmal ist mir in den Sinn gekommen, wie genial eine filmische Battletech-Umsetzung werden könnte (Kenner kennen sich jetzt aus, alle anderen bitte googeln).

Zwar sind viele der Action-Szenen völlig überhastet in Schnitt und Kameraführung, sodass man eigentlich aus farbigen Wischern nicht mehr viel mitbekommt (eine seltsame Krankheit, die da in Hollywood grassiert, siehe auch Spider-Man 3), aber wenn mal die Totale einen großen Effekt fein präsentiert und sich unter anderem in einer Zeitlupe buchstäblich mehr Zeit für die Szene selbst nimmt, dann ist man schon irgendwie beeindruckt.

„They’ve got to get their hands off my bush.“

Der mehr oder weniger erwähnenswerte Rest

Die Verwandlungsszenen sind auch erstklassig gemacht. Wenn sich zwei gigantische Roboter gegenseitig in die Fresse hauen macht das schlicht Spaß. Generell gibt es ein paar schöne Ideen wie einen Luftkampf mit einem Decepticon oder das variable Exoskelett der frisch auf der Erde gelandeten Maschinen. Überhaupt ist das Design der Transformers ganz generell nett anzusehen, auch wenn man sich eine deutlicher unterscheidbare visuelle Darstellung der verschiedenen Roboter gewünscht hätte.

Das viele KRAWUMM ermüdet zwar bis zum Schluss hin deutlich, aber die Sequenzen selbst sind bis auf phasenweise Konfusion wirklich beeindruckend. Ganze Straßenschluchten fliegen in die Luft, permanentes Raketen- und Lasergeballere in allen Variationen… Die paar Menschlein dazwischen sind dabei freilich völlig irrelevant.

Ein paar Witze sind sogar nicht völlig daneben und sorgen für dezente Lacher. Besonders sehr einfach gestrickte Gemüter werden vielleicht sogar ein großes Gaudium zelebrieren, denn für die sind wohl pissende Roboter der Überheuler (*argh*). Die eine oder andere Figur erhebt sich sogar gelegentlich über die fast schon totalitäre Flachheit des Skritps heraus, die eine oder andere Dialogszene kann entweder durch Pathos oder Humor den IQ des Films im Minusbereich ein klein wenig retten. Und immerhin für echte Transformers-Kenner gibt‘s ein paar nette Insidergags.

„No, I don’t masturbate!“

2 / 10

Fazit von Spenz

Transformers ist eigentlich purer Schwachsinn. Er beleidigt eigentlich jeden rational denkenden Menschen. Völlig debil stakst der Film zwischen naiver Kinderunterhaltung, plumper Komödie, aufwendiger Actionorgie, kriegsverherrlichendem Armeedrama und kaum durchdachtem SF-Gewäsch hin und her. Aber er hat seine Momente. Und die Effekte muss man wirklich gesehen haben (was ihn in meiner Bewertung gerade noch so ein Sternlein kriegen lässt, denn eigentlich müsste ich hier Minus-Sterne vergeben). Außerdem merkt man immer wieder in Ansätzen ein mögliches Potential. Es hätte ein umwerfender, vielleicht auch etwas anspruchsloser Sommerspaß werden können, bei dem man nicht gleich das Hirn an der Kinokasse abgeben muss, aber diese Gnade bleibt dem geneigten Publikum leider völlig verwehrt. Stattdessen wird uns ein unglaublicher Dummsinn um die Ohren geworfen, der Kultur-Pessimisten jeder Nation in Scharen aufmarschieren lassen sollte.

Wobei man angesichts der früheren cinematographischen Missgeburten von Michael Bay eigentlich ohnehin schon im Vorfeld wissen müsste, was man kriegen wird. Wobei seine Filme wie Armageddon und selbst Pearl Harbor wirken im Vergleich zu Transformers wie intellektuelle Herausforderungen oder anstrengende Denksportaufgaben.

Transformers ist wie ein gefühlter Vollrausch. Man scheint nach dem ‚Genuss‘ tatsächlich einige Bataillone an Gehirnzellen verloren zu haben. Ein Film, der einen wahrlich verblöden lässt.

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