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Die Legende der Wächter

Nach der Sommerpause geht es weiter mit Popcorn-Kino in 3D. Der neueste Release dabei ist Die Legende der Wächter. Stark angelehnt an eine Kinderbuchserie hat sich Regisseur Zack Snyder (300, Watchmen) mal an einen Stoff gewagt, der eigentlich für ein jüngeres Publikum gedacht ist. Da stellt sich schnell die Frage, ob es digitalen Eulen tatsächlich gelingen mag, eine gute Geschichte auf ihren Schwingen zu tragen? Die Antwort fällt überraschend aus.

Die Legende der Wächter erzählt die Geschichte von Eulen. Diese sind natürlich nicht echt, sondern kommen zur Gänze aus dem Rechner. Und auch wenn sie beeindruckend realistisch wirken, so sind sie des Sprechens mächtig und zeigen auch sonst etwas anderes Verhalten, als ihre ‚natürlichen‘ Gegenstücke. Überhaupt ist die Umgebung sehr glaubwürdig gehalten und dadurch wirken die Szenen eher wie aus einem Gemälde als aus einer gezeichneten Vorlage. Beeindruckend ist auch die Star-Riege der Synchronisation, immerhin finden sich Hugo Weaving, Sam Neil und Helen Mirren in der Besetzung. Vieles deutet also auf eine ernsthafte Verfilmung eines doch eher leichten Stoffs hin. Aber zuerst mal zur Geschichte.

„The Guardians of Ga’hoole. Whenever trouble is at hand, seek them out. For they are sworn to protect the innocent, and vanquish evil…“

Fliegen lernen

Gleich zu Beginn treffen wir auch schon Soren und Kludd, zwei Eulenbrüder, die zwar noch nicht mal fliegen, sich aber dafür schon ordentlich zanken können. Während Kludd der Ehrgeizige ist, wird unmittelbar klar, dass Soren der Held der Geschichte wird. Er hört den Märchen seines Vaters, in denen es um die Wächter geht, am aufmerksamsten zu und ist auch sonst offensichtlich begabter als sein Bruder.

Die Idylle hält allerdings nicht lange, denn schon bald werden beide von anderen, deutlich größeren Eulen entführt und finden sich in einer Art Arbeitslager wieder. Während Soren gleich neue Freunde kennenlernt und zum Arbeitsdienst verdonnert wird, mach sich Kludds abweisende Art bezahlt, indem er für den Wachdienst rekrutiert wird. Der Grund für das Arbeitslager stellt sich auch schnell heraus. Die hier herrschenden Eulen lassen ihre Sklaven, meist Eulen ‚niederer‘ Rassen, komische harte Brocken aufpicken, auf der Suche nach einem speziellen Metall, das sie sammeln. Die kleinen Brocken sind übrigens von Eulen ausgeschiedene, unverdauliche Überreste von Beutetieren. Also alles was an Haaren, Knochen und Knorpeln so zusammenkommt. Wie das Metall da rein gelangt wird nie wirklich erwähnt, wofür es gesammelt wird jedoch sehr wohl. Das Metall hat in größeren Mengen schreckliche Auswirkungen auf Eulen, die sich in seiner Umgebung nicht mehr bewegen können und hilflos auf den Boden stürzen. Das alles gehört natürlich zum Plan die Weltherrschaft an sich zu reißen (wie könnte es auch anders sein).
Soren und seine Freundin entkommen mit der Hilfe eines Wächters aus dem Lager und machen sich auf den Weg zu den legendären Wächtern, die die einzigen sind, die den bösen Anführern etwas entgegensetzen können.

„The Guardians win, lalalalala, they go home. The end. Think about something *real*.“

Stürzen lernen

Der Film hat somit alles, was man für einen entspannten Kinobesuch mit Kindern braucht. Tiere die sprechen können, Vaterfiguren ohne Ende und einen Jungen der zum unfreiwilligen Helden wird. Trotzdem gibt es zwei Dinge die den Film am Ziel vorbeischießen lassen.

Die Actionszenen sind zwar sehr schön ausgearbeitet, zeitweilig aber an der Grenze zu einer beängstigenden Brutalität. Zwar fließt nie wirklich viel Blut, aber die Entschlossenheit einiger Eulen die Gegner auszuschalten kann schon erschreckend wirken. Zudem wird in den Kämpfen auch nicht an Zeitlupeneffekten gespart, in denen die angespannten oder erschrockenen Gesichtsausdrücke noch deutlicher zu sehen sind. Für Kinder unter zehn oder zwölf Jahren sicher nicht ganz einfach zu verarbeiten.

Der zweite Kritikpunkt betrifft ausschließlich die 3D Version. Zwar funktioniert Real3D auch in diesem Film gut, die virtuellen Kameramänner haben allerdings selten mit starken Helligkeitskontrasten gespart. Das lässt das Bild sehr scharf wirken, produziert aber zeitweise starke Geisterbilder in der 3D Version. Phasenweise ist der Effekt dann sogar so massiv, dass man Mühe hat wegzusehen. Von einem Film mit diesen Mitteln hätte ich mir besseres erwartet, da ja nicht mal Kampf der Titanen solche Schwächen aufwies.

„When you’ve flown as far as you can, you’re halfway there!“

Aufstehen lernen

Die wirkliche Stärke des Filmes ist aber eindeutig die Umsetzung der Eulen selbst. Spätestens wenn Sora durch einen Regen-Tornado fliegt und man die einzelnen Regentropfen durch seine Federn gleiten sieht, wundert man sich wirklich, ob die Szene jetzt aus dem Rechner kommt oder nicht vielleicht doch real abgefilmt wurde. Auch haben die Eulen meist kein Problem die ganze Palette menschlicher Emotionen fast alleine mit ihren Augen auszudrücken.

Wer sich keinen reinen Kinderfilm erwartet und von den Bildern bei 300 und Watchmen beeindruckt war, wird auch bei der Legende der Wächter sein Zuhause finden. Freilich auf nicht ganz so erwachsenem und kompromisslosen Niveau. Schließlich hat der Film auch ein starkes märchenhaftes Element und die Zielgruppe ist wohl eine andere. Alle, die Anspruch suchen oder auf entschärfte Familienunterhaltung à la Disney hoffen, sollten sich das Kinoticket allerdings zweimal überlegen.

„We need to find the Guardians. They’re the only ones who can save us!“

5 / 10

Fazit von Jacen

Das lustigste am Filmabend war leider nur der kurze 3D RoadRunner Cartoon der vor dem Film gezeigt wurde. Der Film selbst ist weder wirklich ernsthafte, noch leichte Unterhaltung.
Für mich schafft es Die Legende der Wächter nicht, den Spagat zwischen Harry Potter und einem Ab durch die Hecke zu finden. Zum einen ist der ganze Film deutlich zu naiv dafür. Hauptcharaktere werden als positiv und gut dargestellt, alleine weil sie an etwas glauben und es stur verfolgen. Darunter leiden viele Dialoge mit dem Helden, weil man den Eindruck hat, dass er seinen Teil zwar spricht, sich aber nicht sicher ist, ob er auch das Richtige sagt. Zum Anderen hat der Film eine gewisse Fixierung auf Gewalt. Diplomatie oder das simple Schlichten von Streits wird zugunsten von Aggression bewusst hintenangestellt. Nicht unbedingt die Nachricht die man an die gedachte Zielgruppe, nämlich Kinder und angehende Teenager, vermitteln sollte. Stört einen weder das eine noch das andere ist der Film sicher eine Überlegung wert.

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