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Drive Angry

Da war ich also gestern in der neuen Zusammenarbeit von Patrick Lussier (My Bloody Valentine, Scream, Regie) und Todd Farmer (My Bloody Valentine, Screenplay): Drive Angry, mit Nicholas Cage in der Hauptrolle.

Meine Erwartungen waren nicht sehr hoch und wurden auch nicht übertroffen. Drive Angry ist genau das, was der Trailer verspricht: ein Actionfilm, der durchaus (gut) unterhalten kann. Wer sich aber von einem Film Tiefgang, glaubwürdige Charaktere oder zumindest einen Anflug von erzählerischer Logik erwartet, ist hier an der falschen Adresse. Der Film ist klassisches Popcorn-Kino zum Hirn abschalten.

„You can’t stop me.“

Die Hölle auf Erden

Die Geschichte dreht sich um den besonders mysteriösen Badass Milton (Nicholas Cage, mit blonden Haaren – sehr, sehr schräg), der gemeinsam mit der schönen blonden Piper (Amber Heard), deren Lieblingswort mit „F“ beginnt, einer Sekte nachjagt. Diese Sekte, unter der Führung eines Fanatikers, hat Miltons Tochter ermordet und deren Neugeborenes gekidnappt, um es Satan zu Opfern und damit die Hölle um ein Stockwerk nach oben zu verlegen. Genau das versucht Milton mit aller Gewalt zu verhindern. Freimütig ballert er mit allerlei Pistolen und Flinten durch die Gegend, flucht dabei vor sich hin, klopft coole Sprüche und so geht es mit der bereits hundert Mal gesehenen Geschichte auch schon los.

Mann hat eine Mission – Mann trifft Frau – Mann hilft Frau aus der Not – Frau wird aus unerklärlichen Gründen anhänglich und steht das Abenteuer mit Mann durch.

Unterlegt mit bösen Gitarren-Licks und wuchtigem Rock hinterlassen Milton und Piper nun eine Blutspur aus Sektenanhängern und Cops quer durch ganz Amerika. Bei dieser Verfolgungsjagd darf es natürlich nicht an krassen Schlitten (u. A. ein 1969 Dodge Carger), mächtig Hau-Drauf und Rumgeballer mangeln. Mit richtig viel Pathos mimt Cage den leidenden und wutentbrannten Vater mit Tunnelblick auf sein einziges Ziel: Rache. Die explosive zerstörerische Tour der beiden endet in einem erwartungsgemäß riesigen Feuerwerk aus Spezialeffekten und Stunts.

„My whole life was nothin’ but waitin’. And now, it means somethin‘. I‘m with you until the end.“

Vom Jäger zum Gejagten

Jonah King ist der wohl fadeste und lächerlichste Bösewicht seit langem. Billy Burke (Twilight) macht aus dem Sektenführer (nicht zuletzt auch dank des Drehbuches) eine eindimensionale, stereotype, berechenbare und nicht besonders bedrohliche Figur. Nur mit ihm als Cage-Counterpart wäre Drive Angry langweilig, weshalb die Geschichte um einen weiteren Verfolger ergänzt wurde. Des Teufels Buchhalter höchstpersönlich ist auf der Jagd nach Milton. Immerhin entflieht niemand der Hölle, ohne dass der Teufel versuchen würde ihn wieder einzufangen. Der Buchhalter, gemimt von William Fichtner (Prison Break), macht allein den Film um ein ganzes Stück unterhaltsamer. Fichtner schafft es mit immer leichtem Schmunzeln im Gesicht, die Rolle des überlegenen Oberbösewichts überzeugend zu spielen.

„I’m looking for someone. 6’1, angry, with attitude.“

Autos, Knarren, Explosionen

Das Drehbuch weist massive Lücken und Logikfehler auf und setzt sehr stark auf übersteigerte Gewalt und Fluch-Orgien. Dabei scheint es sich nicht zwischen einer leicht parodistischen Sichtweise des Geschehens und einer sich selbst zu ernst nehmenden Coolness, die an Lächerlichkeit grenzt, entscheiden zu können. Ich war mir nie ganz sicher, ob die etwas dümmlich anmutenden Dialoge (und Frisuren) tatsächlich beabsichtigt waren. Generell entsteht der Eindruck, dass die Drehbuchautoren ihren Kleine-Jungs-Fantasien freien Lauf gelassen haben und sich wie beim Kindergeburtstag darüber freuen, mit so vielen tollen Autos, fiesen Kanonen und schönen Frauen herumspielen zu dürfen.

Die doch relativ expliziten Sex- und Gewaltsequenzen nehmen dem Streifen teilweise den Witz. Ich muss schon sagen, dass ich von den durch die Gegend fliegenden Gliedmaßen und durchbohrten Schädeln etwas abgestoßen wurde. Was mich doch auch etwas irritiert, ist, dass der einzige, der sich sichtbare und bleibende Verletzungen zuzieht, der ohnehin untote Milton ist. Piper wird nach Strich und Faden vermöbelt und trägt nicht einmal ein blaues Auge davon. Kein Veilchen, keine blauen Flecke – die Frau ist aus Stahl gemacht!

Ein großes Plus heimst Drive Angry für den abwechslungsreichen Einsatz der 3-D Effekte ein. Es fliegen einem nicht ständig nur Dinge entgegen, sondern Patrick Lussier schafft es, die Kameraeinstellungen so zu wählen, dass die erzeugte räumliche Tiefe schick aussieht und auch noch Sinn ergibt. Im Allgemeinen muss gesagt werden, dass der Film optisch mehr überzeugen kann, als mit der Handlung. Für Action-Fans sind die vielen Crashs, Explosionen und Hochgeschwindigkeitsverfolgungsjagden ein wahrer Augenschmaus. Drive Angry macht entgegen aller Kritikpunkten immer noch Spaß.

„That baby girl is all I got.“

4 / 10

Fazit von Johanna

Trotz meiner etwas undefinierten Abneigung Nicholas Cage gegenüber, habe ich den Kinoabend genossen – wenn auch der Film mit einem Bier in der Hand bestimmt um einiges unterhaltsamer gewesen wäre. Amber Heard geht mit ihrer platten Performance komplett unter und fällt nur durch ihre langen Beine und das viele Schimpfen auf. William Fichtner macht allen voran den Film ansatzweise sehenswert und verleiht ihm einen gewissen Charme. Optisch hat Drive Angry auf jeden Fall etwas zu bieten, wenn er auch nichts zeigt, was wir nicht schon mal gesehen hätten. Ein typischer Männerfilm und klassisches Popcorn-Kino eben.

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