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Midnight in Paris

Szenenbild aus Woody Allen-Komödie, hier: Owen Wilson und Rachel McAdams. Copyright: Sony Pictures Classics

Der neue Woody Allen ist da! Das ist immer ein Grund zur Freude. Es gibt neue Nahrung für den Kopf und leichte Kost fürs Herz. Denn immer geht es um Menschen, denen nicht alles glückt, die teilweise nicht besonders mutig sind und es auch gar nicht werden müssen, um doch noch ihr Glück, oder zumindest eine Erkenntnis zu finden. Zur Zeit reist Woody Allen in seinen Filmen durch Europa. London hat er schon mehrmals besucht (z.B. Ich sehe den Mann deiner Träume), Barcelona (Vicky Cristina Barcelona) und nun genehmigt er sich einen romantischen Aufenthalt in Paris.

Auch in seinem 42-sten Film ist ein Mann hartnäckig und verzweifelt auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens. Diesen Sinn lässt Woody ihn in der Stadt der Liebe suchen. Und wir bekommen so gleichzeitig ein bezaubernd romantisches Porträt der Stadt zu sehen.

That Paris exists and anyone could choose to live anywhere else in the world will always be a mystery to me.

Touristen sehen das wahre Paris nicht

Gil Pender (Owen Wilson) ist ein erfolgreicher amerikanischer Drehbuchautor und weniger erfolgreicher Träumer und Romanautor. Er hat die, wie er findet, tolle Gelegenheit eine Parisreise zu machen, weil der Vater seiner Verlobten dort wichtigen Geschäften nachgeht. In Paris, so findet Gil, könnte man ebenso gut leben als auch den Roman beenden. Außerdem ist es eine Stadt, in der sich schon unglaublich viele Künstler vor ihm aufgehalten haben und wo an jeder Ecke zauberhafte Winkel zu entdecken sind.

Was an Gils Idee von einem romantischen Aufenthalt in Paris schief läuft ist, dass neben seiner typisch amerikanischen Verlobten Inez (Rachel McAdams) auch deren unglaublich reiche Eltern mit von der Partie sind. Die Mutter hätte ihn lieber gar nicht erst als zukünftigen Schwiegersohn, und der Vater hält ihn für einen Kommunisten. Und sogar Inez hat Zweifel an seinen Fähigkeiten als Romanautor, ihr ist es wichtiger, dass er mit seiner Arbeit viel Geld verdient. Beste Voraussetzungen um blendend miteinander auszukommen also. Gil ist sehr geduldig. Er macht jede Besichtigungstour mit und hält sogar die Klappe, wenn seine Verlobte das will. Als sie immer mehr Amerikaner in Paris treffen, die glauben alles über die Stadt zu wissen und die USA trotzdem für wesentlich erstrebenswerter halten, wird es Gil zu viel.

Eines Abends flieht er vor dieser Gesellschaft und wandert, leicht angetrunken, alleine durch die Straßen von Paris. Ein altes Taxi kommt vorbei, die Insassen laden ihn zum Mitfahren ein. Gemeinsam ziehen sie von Party zu Party. Aber ist das wirklich noch das Paris, das er vom Tag her kennt? Plötzlich ist sich Gil dessen nicht mehr sicher.

Yes, but you’re a surrealist, I’m a normal guy!

Zufälle und Begegnungen

Leichtfüßig inszeniert Woody Allen seine Komödie der Sinnsuche in der Stadt der Liebe. Paris wird dabei in Sepiatönen zu einem tatsächlich schon der Vergangenheit angehörenden Ort. Nach den Sprüngen zwischen dem realen Paris und dem Paris aus Gils Träumen rauscht sogar der Ton wie in einem alten Film.
Obwohl die Sympathie eindeutig bei Gils Paris liegt, wird offen gelassen, welche Welt nun die bessere ist.

Die Story ist federleicht und äußerst romantisch. Die Dialoge voller Witz und Esprit sind in Timing und Schnitt auf den Punkt gebracht. Alle Charaktere haben wunderbar komische Sätze zu sagen, so dass einem das Schmunzeln fast nie vergeht. Owen Wilson ist als Gil wie eine moderne Variante des früheren Stadtneurotikers. Mit verträumten Augen und einer gehörigen Portion Energie verteidigt er Gils verrückte Ideen. Dabei übertreibt er zum Glück nie. Die Sätze kommen ihm wie plötzliche Einfälle über die Lippen. Diese plappernde Spontanität gelingt Rachel McAdams als zickige Verlobte nicht so gut.

Die meisten Lacher haben aber die herrlich versponnenen Gastauftritte von Gils Idolen. Adrien Brody als Salvador Dalí! Eine besondere Rolle kommt Marion Cotillard als Adriana zu. Sie ist die Pariserin, wie wir sie uns vorstellen. Graziös, nonchalant und geheimnisvoll. Jeder Moment ihrer Auftritte ist zum Genießen.

Woody Allen stellt seine eigenen Regeln für die Wirklichkeit auf und hat wie immer alles fest im Griff, ohne dass es jemals bemüht wirkt. Die Zufälle und Begegnungen geschehen so leicht, als ob es ganz alltäglich wäre. Vielleicht hat er sich ein bisschen zu wenig herausgefordert, indem er das Augenmerk zu sehr auf die Situationskomik legt und den Hauptkonflikt nicht genug ausbaut. So driftet die Handlung teilweise ins Statische ab.

You can fool me! But you cannot fool Ernest Hemingway!

7 / 10

Fazit von Chouette

Paris ist für Owen Wilson als amerikanischen Autor Gil Pender der Ort der Inspiration und des Lebensgefühls, das er sucht. Aber mit seinen Träumen ist er alleine, bis er mitten in der Stadt auf ein leicht verändertes (oder verzaubertes?) Paris stößt. Endlich kann er sich ausleben.

Woody Allen spielt gekonnt mit einer verlockenden ‚Was wäre wenn?‘ – Möglichkeit, die er leider nicht bis zum Ende ausspielt, sondern zu viel Zeit für die kleinen Nebenbegebenheiten aufwendet. Wie immer gibt es geistreiche Witze und leicht Nachdenkliches in einer gelungenen Mischung.

Wer eine Komödie sucht, die trotz leicht verdaulicher Komik für Erwachsene ist, der wird hier fündig. Es gibt eine Menge Anspielungen, die man aber nicht alle verstehen muss, um sein Vergnügen zu haben. Paris wird bei Woody Allen zur Traumstadt par excellence, deren Zauber man sich nicht entziehen kann…


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